VITA - Sven Appelt

 

Sven Appelt – Die Geschichte eines kreativen Grenzgängers

 

Sven Appelt, 1981 in Ost-Berlin geboren, ist ein Mensch, der Brücken schlägt – zwischen Mode und Kunst, zwischen konventionellen Strukturen und avantgardistischen Ideen. Aufgewachsen in Berlin-Köpenick, erlebte er den radikalen Wandel der Wiedervereinigung hautnah – eine prägende Zeit, die ihn lehrte, wie wichtig es ist, sich stetig neu zu erfinden. Diesen Geist nahm er mit auf eine kreative Reise, die bis heute außergewöhnlich bleibt.

 

Nach dem Abitur absolvierte Appelt eine kaufmännische Ausbildung bei Mey & Edlich, bevor er 2006 sein Modedesign-Studium an der renommierten Universität der Künste Berlin abschloss. Dies war der Startschuss für eine Karriere, die nicht nur durch Mode, sondern durch Kreativität in all ihren Facetten geprägt ist.

 

 

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RubAddiction – Der Beginn einer kreativen Ära

 

Im Jahr 2007 wagte Appelt gemeinsam mit Alexander Nemitz den Sprung in die Selbstständigkeit und gründete das Fetischlabel RubAddiction. Bereits 2008, mit der Eröffnung des Onlineshops, eroberten sie die Szene im Sturm. RubAddiction brachte Fetisch und Fashion auf revolutionäre Weise zusammen – eine mutige Vision, die Appelt als Creative Director international bekannt machte.

 

Appelt verstand es meisterhaft, Latex von einem reinen Fetischmaterial zu einem Modestatement zu transformieren. Seine Entwürfe balancierten gekonnt zwischen Provokation und Eleganz und wurden in der Szene gefeiert.

 

Kunst, Film und außergewöhnliche Kooperationen

 

2009 öffnete Appelt dem französischen Talkmaster Antoine de Caunes im Rahmen einer Produktion für Canal+ und Arte die Türen in die Welt des Fetischs. Der Dokumentarfilm En berline à Berlin, unter der Regie von Peter Stuart, porträtierte Berlin aus einer neuen, faszinierenden Perspektive und reihte sich in eine internationale Serie von Stadtporträts neben Paris, Los Angeles und Hongkong ein.

 

In den Folgejahren arbeitete Appelt mit dem Fotografen Philipp Baben der Erde zusammen und kreierte Projekte, die gleichermaßen kontrovers und inspirierend waren. Besonders hervorzuheben ist das Rodeoclub-Shooting, bei dem sie eine moderne Interpretation des Abendmahls inszenierten – ein Werk, das deutschlandweit in Galerien Anerkennung fand und Appelts außergewöhnliche Fähigkeit zur Symbiose von Fetisch und Kunst bewies.

 

Mit dem Fotografen Andreas Fux, einem langjährigen Freund und kreativen Weggefährten, entstand 2011 eine Serie unveröffentlichter Bilder, die bis heute zu den bedeutendsten Meilensteinen in Appelts Werk zählen. Noch heute ergänzen sich beide, wenn es um Kreativität geht. Appelt & Fux setzen weiterhin Statements und Trends in der Fetischszene – gewollt oder ungewollt; beide schweigen zu diesem Thema.

 

Berghain, Staatsballett und ein Kindheitstraum

 

2012 erfüllte sich für Appelt ein Traum, als er im Rahmen eines Projekts der Deutschen Aidshilfe Latex-Outfits für das Staatsballett Berlin entwarf. Die Aufnahmen im legendären Berghain verschmolzen Tanzkunst mit Fetischdesign und sorgten weit über die Szene hinaus für Aufmerksamkeit. Diese Arbeit, dokumentiert im Buch von Enrico Nawrath, zeigte eindrucksvoll, wie Appelt Mode, Kunst und Subkultur auf einzigartige Weise verbindet.

 

Durchbruch und internationale Anerkennung

 

Mit dem Bleachers-Shoot 2013 gelang Appelt der endgültige Durchbruch. Er begann, Latex in eigenen Farben und Mustern zu produzieren und schuf mit den berühmten Domestos-Jeans aus Latex ein ikonisches Stück, das weltweit gefeiert wurde. Seine Kreationen fanden Eingang in zahlreiche Foto- und Filmproduktionen und zementierten Appelts Ruf als kreativer Visionär an der Schnittstelle von Mode und Fetisch. Sein letzter großer Auftraggeber war das „House of Gaga“ – ein einzigartiges, prägendes Erlebnis. „Dort lernte ich Struktur, Disziplin und meine Zielstrebigkeit, mit einem Team alles zu erreichen, woran man glaubt.“

 

Krise, Neuanfang und Erfolg in Los Angeles

 

Ein persönlicher Schicksalsschlag 2016 zwang Appelt, sich von RubAddiction zu trennen. Doch anstatt aufzugeben, nutzte er die Krise als Chance zur Neuausrichtung und gründete die Labels S.A.R. und S.A.C. (Sven Appelt Consulting). Anfang 2017 zog es ihn nach Los Angeles, wo er sechs Monate lang an der Serie American Horror Story bei 20th Century Fox mitarbeitete. Gleichzeitig präsentierte er seine erste Ausstellung in der Galerie von Justin Giuliani, in der er Latexkunst und Fotografien von Andreas Fux verschmelzen ließ.

 

Consulting, Lehre und kreative Höhenflüge

 

Ab 2018 fokussierte sich Appelt verstärkt auf das Consulting und arbeitete mit Musikgrößen wie Universal und Sony. Er entwarf Tour-Outfits und Bühnenkleidung für internationale Künstler und machte sich als unverzichtbarer Berater in der Musik- und Modebranche einen Namen. Parallel gab er sein Wissen als Gastdozent an Hochschulen in Berlin, Düsseldorf und Zürich weiter und inspirierte junge Designer.

 

Pandemie, Rückschläge und der Wille zum Weitermachen

 

Die Corona-Krise 2020 traf auch Appelt hart. Er musste sein Ladengeschäft verkleinern, verlegte sich aber auf exklusive Maßanfertigungen und intensivierte seine Zusammenarbeit mit Künstlern aus Film, Musik und Theater. Rückschläge wurden für ihn zum Ansporn, seine kreative Energie auf neue Wege zu lenken.

 

2023 – Ein schwerer Schlag und der Weg zurück

 

Im Frühjahr 2022 eröffnete Appelt sein neues Latex-Atelier in der Uhlandstraße in Berlin. Doch im November 2023 brach ein unerwarteter Konflikt aus: Zainab C. und Andreas W. behaupteten, Appelt habe nie offiziell dort gemietet. In einer perfiden Aktion zerstörten sie Appelts wertvolle Kollektionen und behaupteten, er habe wie ein „Obdachloser im Müll gelebt“. Anfangs erschwerte eine Berliner Anwaltskanzlei die Situation, bis Kai K., der Anwalt der Gegenseite, zu hoch flog.

 

Trotz dieses immensen Rückschlags bewahrte Appelt seinen Humor: „Wer so armselig handelt, ist der traurigste Mensch der Welt“, sagt er heute. Zwar hat er den Konflikt gewonnen, doch der Schaden, den zwei gierige und betrügerische Menschen angerichtet haben, ist kaum zu beziffern. Andreas W. bleibt für Appelt der größte und zugleich armseligste Verlierer, den er in 26 Jahren kennengelernt hat.

 

2024 – Kreative Wiedergeburt in Köpenick

 

Zurück in Köpenick blühte Appelt 2024 neu auf. Sein Atelier ist inzwischen nicht nur Werkstatt, sondern auch „Kunstgalerie“, in der er maßgeschneiderte Kreationen und außergewöhnliche Kunstwerke für internationale Kunden schafft. Parallel setzt er seine Lehrtätigkeit als Workshop-Gast fort und inspiriert ab 2025 junge Talente an Hochschulen wie der UdK Berlin und an der UCLA in Los Angeles.

 

Sven Appelt trat in der ARD-Dokumentarserie Beyond Fashion auf, die im Januar 2024 ausgestrahlt wurde. Diese Serie, moderiert von Avi Jakobs, beleuchtet die vielfältigen Verbindungen zwischen Mode und gesellschaftlichen Themen. Appelt war Teil der Episode, die sich mit der Grenze zwischen Subkultur und Mainstream in der Modewelt beschäftigte. Im Fokus standen Fetisch- und Clubwear – zwei Bereiche, in denen Appelt sich seit Jahren einen Namen gemacht hat. Seine Expertise und künstlerische Perspektive brachten wichtige Einblicke in die Entwicklung und den Einfluss dieser Stilrichtungen, insbesondere im Berliner Kontext.

 

Mit prominenten Mitwirkenden wie Ruby O. Fee und Sven Marquardt bot die Serie nicht nur einen Blick auf die Ästhetik dieser Szenen, sondern zeigte auch, wie Subkulturen zunehmend in den Mainstream vordringen. Appelt bewies erneut, wie er kreative Brücken schlägt und die Grenzen zwischen Kunst, Mode und Fetischdesign verschiebt.

 

Sven Appelt – Eine Geschichte von Widerstandsfähigkeit und Erneuerung

 

Sven Appelts Lebensweg ist mehr als nur die Geschichte eines Modedesigners. Er ist der Beweis, dass wahre Kreativität keine Grenzen kennt – und dass jeder Rückschlag ein Neuanfang sein kann. Mit seiner unbändigen Energie und seiner Fähigkeit, sich immer wieder neu zu erfinden, inspiriert er Menschen auf der ganzen Welt. Sven Appelt ist ein kreativer Grenzgänger, dessen Reise durch Kunst, Mode und Beratung noch lange nicht zu Ende ist.

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