ANDREAS WILKING - Part 2 - Diebstahl Uhlandstrasse 170, 10719 Berlin

Drei Körper, kein Rückgrat – über ein Kleid, einen alten Mann und einen ausgestorbenen Anwalt

 

Ein Kleid, das nicht getragen, sondern missverstanden wurde

 

Kann ein Kleid so tun, als wäre es gewollt, geschmackvoll, begehrenswert – obwohl es eigentlich nur eine hübsch verpackte Lüge ist?

 

Ich glaube: ja.

Und ich glaube, ich habe eins davon selbst entworfen.

Auf dem Foto, das eine Frau zeigt, die es trägt, als wäre sie aus dem Katalog gefallen – aber leider nicht aus dem richtigen.

 

Ein kleines Schwarzes aus Latex.

 

Glänzend, eng anliegend, mit einem elfenbeinfarbenen Mittelstreifen und einer akkurat gesetzten Schleife auf Brusthöhe.

Eine Hommage an die 70er. Ein Rückgriff auf Cocktailnächte mit Zigarettenspitze, Cognacglas, Männerblicken.

Ein Kleid, das Berlin hätte zum Schweigen bringen können – wenn es richtig getragen worden wäre.

Doch stattdessen trägt es Zainab Hassan Marlboro Cheab.

Und leider trägt sie es nicht – es trägt sie.

 

Denn was nützt ein Statement-Kleid, wenn die Trägerin keinen Satz daraus bilden kann?

Wer Stil hätte, würde dieses Kleid mit Anmut tragen – mit schmalen Riemchensandalen von Gucci oder zarten Manolos.

Doch Cheab kombiniert es mit billigem Fake-Leder aus dem Ramschkorb von KiK oder Action.

Das Ergebnis: kein Look, sondern ein Unfall.

Das Kleid: gestohlen.

Die Haltung: ebenfalls.

 

Und irgendwo, so stelle ich es mir vor, sitzt Andreas Wilking – der Mann, der dieses Kleid gemeinsam mit ihr gestohlen hat –

und stellt sich vor, wie Zainab es beim nächsten Zwingerabend in Brandenburg trägt.

Ein bisschen Glanz, ein bisschen Glanzleistung.

Vielleicht auch die Hoffnung, dass in der Neonbeleuchtung der „Pärchenlounge“ niemand sieht, dass der Lack genauso unecht ist wie die Moral.

 

Vielleicht kann ein Kleid nicht lügen –

aber Menschen, die es stehlen, tun es dafür doppelt.

 

Der alte Mann und die 26 Jahre jüngere Illusion

 

Was bewegt einen Mann mit 71 Jahren – einen öffentlich bestellten Gutachter mit Büro am Salzufer, jahrelang geachtet, vertraut von Gerichten und Versicherungen – dazu, sein Rückgrat gegen eine 26 Jahre jüngere Illusion einzutauschen?

Ein Mann, dem Richter einst Gutachten abnahmen.

Ein Mann, dem Versicherungskonzerne vertrauten.

Ein Mann, der heute nicht mehr weiß, was Urteilskraft bedeutet.

 

Andreas Wilking war einst das, was viele Männer in diesem Alter gerne wären, Herr Eisenberg zum Beispiel:

gepflegt, charmant, klug genug, um sich nicht zu blamieren – und alt genug, um es besser zu wissen.

Doch dann kam sie:

Zainab Hassan Marlboro Cheab.

Und mit ihr kam der Absturz – verpackt in Wimpern, Brüsten und Botox.

 

Sie bekam von ihm alles:

eine neue Nase, neue Brüste, neue Wimpern, neue Augenbrauen.

Nur zwei Dinge schenkte er ihr nicht:

neue Zähne – und ein neues Gesäß.

Zwei Dinge, bei denen man sagen muss:

Es wäre ästhetisch wie menschlich durchaus sinnvoll gewesen.

Denn eine Marlboro hinterlässt eben Spuren – im Lächeln wie im Charakter.

 

Doch darum ging es gar nicht.

Es ging um sexuelle Kontrolle.

Wollust.

Nicht im romantischen, nicht im erotischen Sinn –

sondern als Totalschaden innerer Würde.

Als eine der sieben Todsünden, die plötzlich einen systemrelevanten Gutachter in einen steuerbaren, liebesblinden Mann verwandelte.

 

Denn Zainab – oder wie ich sie nenne: Hassan Marlboro – wusste, was sie tat.

Sie spielte mit Wilking.

Sie manipulierte ihn.

Sie hielt ihn an der kurzen Leine ihrer inszenierten Begierde.

Und er machte alles mit.

Weil er es musste? Nein.

Weil er es wollte.

Weil er – wie viele inzwischen vermuten – an Chronophilie leidet.

 

Chronophilie:

die krankhafte sexuelle Fixierung auf deutlich jüngere Menschen.

Aber selbst wenn es „nur“ Zainab war:

Sie wusste, wie sie ihn zu lenken hatte.

 

Und so ließ Andreas Wilking am 8. November 2023 nicht nur mein Atelier räumen –

er ließ es entsorgen.

Er entschied, was mir von meinem Eigentum noch zustünde.

Er ließ eure Maßstücke wegwerfen,

eure Online-Bestellungen,

eure eingesandten Reparaturen –

alles.

 

Nicht aus Versehen.

Nicht, weil er dement wäre.

Nicht, weil er unter Druck stand.

Sondern weil er Männer in Latex für „abartig“ hält.

 

Doch was ist wirklich abartig?

 

Ein Mann in Latex?

Oder ein Mann, der für ein paar Streicheleinheiten im Swingerclub ein ganzes Leben an Anstand verliert?

 

Wollust – in ihrer destruktiven Form – ist nicht Erotik.

Es ist eine geistige Abwesenheit mit permanentem körperlichen Schaden.

Ein Zustand, in dem das Hirn schweigt und der Schwanz übernimmt.

Und Wilking?

Er hat nicht gelitten.

Er hat entschieden.

Er hat getäuscht.

Er hat zerstört.

Er ist kein Opfer.

Er ist Täter.

 

Der Anwalt, den niemand vermissen wird

 

Was passiert mit einem Mann, der jahrzehntelang mit der Stimme des Gesetzes sprach – und am Ende nur noch sich selbst hört?

 

Johannes Eisenberg ist ein Mann, der nicht mehr kämpft – sondern klammert.

An eine Rolle, an eine Stimme, an eine Wichtigkeit, die er längst verloren hat.

Nicht weil er alt ist.

Sondern weil er aus Prinzip nicht mit der Zeit geht – und dabei so tut, als wäre das Haltung.

 

Er wettert gegen die Robe – dieses Symbol der Gleichheit vor dem Gesetz.

Er nennt sie altmodisch, überholt, unnötig.

Ich nenne das: eine Flucht vor dem Spiegel.

Denn wer die Robe nicht tragen will, will sich nicht mehr auf Augenhöhe begeben.

Er will auffallen, herausstechen – und zwar nicht durch Kompetenz, sondern durch Trotz.

 

Ein Mann, der sich öffentlich dafür ausspricht, dass Anwälte keine Roben mehr tragen sollen,

verrät nicht nur das Symbol.

Er verrät die Idee von Gleichheit.

Und vielleicht auch sich selbst.

 

Was aber das Bitterste ist:

Wenn Eisenberg eines Tages in Ruhestand geht – wird es niemand merken.

Kein Richter. Kein Staatsanwalt. Und ganz sicher: nicht ich.

 

Irgendwann wird ein Richter den anderen fragen:

„Sag mal, lebt der Eisenberg eigentlich noch?“

„Johannes?“

„Ja.“

„Warum? Vermisst du ihn etwa?“

„Um Gottes willen, nein. Aber er fiel mir gerade ein –

als ich an meine peinlichsten Anwälte dachte.“

 

Schade nur, dass ich das Lachen der beiden Richter nicht hören konnte.

Aber vielleicht war es ja wie Eisenbergs Karriere:

lang, laut – und schnell vergessen.

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