Montag, 05.02.2024, es ist windig und nass, auf der Strasse zu meinem neuen Atelier in Berlin.
Es ist ein verbreitetes Gefühl, dass die Berlin Fashion Week an Relevanz verloren hat, und das liegt daran, dass sie früher einmal bedeutender war.
Messen kamen und gingen aus der Stadt, große Marken waren mal präsent, mal nicht.
Es gab Zeiten, in denen die Shows an unbedeutenden Orten stattfanden und nicht genug Aufmerksamkeit erregten.
Für Insider der Modebranche wurde das zunehmend zweifelhaft. Doch letzten Sommer gab es plötzlich einen Aufschwung.
Zum ersten Mal wurden Orte wie die Alte Nationalgalerie oder der Gropius Bau für Shows genutzt, mehr internationale Kritiker wurden eingeladen und Fördermittel wurden vielversprechenden Designern zuerkannt.
Die Hauptakteure der Berlin Fashion Week, das Fashion Council Germany unter Christiane Arp und die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe unter Staatssekretär Michael Biel, haben noch einmal Gas gegeben.
Neu dabei ist auch die Kommunikationsagentur Reference Studios von Mumi Haiati.
In einem stillgelegten Kaufhaus in Neukölln wurde das Format "Intervention" ins Leben gerufen, ein Raum für Inszenierungen und Entwürfe von Designern wie Richert Beil oder Marie Lueder (Performance-Strick). Das Highlight kam bereits am zweiten Nachmittag.
In dieser Saison liefert das Label Richert Beil die herausragendste Show.
Jale Richert und Michele Beil feiern mit ihrer Kollektion "Nachlass" das zehnjährige Bestehen, die Tailoring mit kinky Elementen wie Latex und Ziernaht-Leder aus wiederverwerteten Sätteln vereint.
Sie setzen sich auch für maximale Inklusivität und Vielfalt ein, indem sie auf dem Körper, die Altersgruppen, die GDeschlechter und die Herkunft vereinen, wie es draußen auf der Straße im echten Leben tatsächlich stattfindet.
Ich bin stolz darauf, diesen wunderbaren Menschen zum dritten Mal meine "kleine Hilfe" angeboten zu haben. Diesmal beauftragten mich Jale und Michele mit der Produktion einer Latexjacke (siehe Titelbild). Trotz der "wahnsinnigen Umstände", die ich dank Andreas Wilking und Zainab Cheab ertragen musste, fand ich die mentale Kraft, diese Jacke herzustellen. Zainab Cheab hat immer noch all meine Arbeitsutensilien in ihrem Besitz und weigert sich, diese herauszugeben. Zainab Cheab, Warum?
Die größte Vorfreude auf die nächste Saison wird durch ganz andere Dinge geweckt. Wir schauen auf 2025, vielleicht auf den ersten Blick etwas fern, aber voller geplanter modehistorischer Inspirationen und Visionen.
Ein Beispiel: "Musik, Tanz, 1925 und unser eigenes politisches 'Disaster'".
Ist es möglich, in Berlin eine Modenschau im Stil einer Revue der Zwanzigerjahre zu kreieren und durchzuführen? Wir werden sehen, wer sich in der nächsten Herbst/Winter-Saison etwas traut.
BEYOND FASHION - STAFFEL II
"Welche Botschaft steckt hinter diesem Format oder was versucht es zu vermitteln?
„Beyond Fashion“
Die Modebranche ist mehr als nur Glamour und Luxus. Es ist ein knallhartes Geschäft in einer Multimilliarden-Industrie.
Als Berater für eines der weltweit größten Modehäuser im Bereich "Fetischfashion" bin ich hautnah dabei, wenn das Unternehmen beschließt, Latexprodukte anzubieten. Ich erlebe die harten Realitäten hinter den Kulissen von Fotoshootings, wo junge, ausgemergelte Models in Latex gesteckt, geschminkt und fotografiert werden, oft ohne Rücksicht auf ihre Gesundheit.
Es sind nicht nur die Agenturen, die zu diesem negativen Image beitragen, sondern auch die Produktionsstätten, die auf Kosten von Qualität und Ethik setzen, um die Nachfrage zu bedienen. Dieser Überkonsum führt zu einer unnötigen Erschöpfung der Ressourcen und einem künstlich erzeugten Verlangen nach immer neuer, billiger Kleidung.
Diese Serie zeigt unterschiedliche Protagonisten, die jedoch alle die gleiche Botschaft vermitteln: Achtet auf euren Konsum und auf die Botschaft, die ihr mit eurer Kleidung sendet. Denkt nachhaltig und unterstützt diejenigen, die Mode ethisch und verantwortungsbewusst herstellen.
LINK: BEYOND FASHION - STAFFEL 2